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  • AutorenbildAnnette Heidenfelder Beratung & Coach

Gesehen werden - unscheinbar - und doch da!

Aktualisiert: 20. Juni 2022


Jeder von uns möchte gesehen werden. Gesehen werden ist die Voraussetzung, damit selbst die lebensnotwendigen Grundbedürfnisse, welche Maslow (US-amerikanischer Psychologe) in seiner Bedürfniss-Pyramide schon beschrieben hat, erfüllt werden können. Wenn jemand nicht gesehen wird, dann ist es sehr unwahrscheinlich, dass seine grundsätzlichsten Bedürfnisse wie Schlaf, Essen, Wasser und Kleidung erfüllt werden.


Dazu kommen die Bedürfnisse nach finanzieller Absicherung und einem schützenden Dach über dem Kopf. Als soziale Wesen brauchen wir Menschen funktionierende Beziehungen, Freunde, Partner, Familie. Wir wollen uns geliebt fühlen, anerkannt, respektiert, oft auch gebraucht und wertvoll. Geltung und Anerkennung wiederum bilden die Grundlage für das höchste Wachstumsbedürfnis, die Selbstverwirklichung. Die Erfüllung unserer Bedürfnisse baut aufeinander auf - zunächst müssen die grundlegendsten Bedürfnisse erfüllt sein, später diese nach Zugehörigkeit, Liebe, Wachstum und Anerkennung.


All dies ist nicht möglich, wenn wir nicht gesehen werden. Als jüngstes Mitglied einer Familie, als Baby, brauchen wir nicht nur Versorgung und Kleidung. Ganz dringend brauchen wir die verlässliche Nähe unserer Eltern, die uns die Sicherheit gibt, dass wir überleben. In diesem Zusammenhang sprechen wir auch von Urvertrauen, welches aus einer engen Mutter(Vater)-Kind-Beziehung im Säuglingsalter entsteht.


Diese soziale Erfahrung bildet in uns die Basis für alle Beziehungen, welche wir in unserem Leben eingehen, wie wir diese wahrnehmen und gestalten. Ein Kleinkind wird seine Umwelt am entspanntesten und mit einer natürlichen Neugier explorieren (erkunden), wenn es sicher gebunden ist - also darauf vertrauen kann, dass es gesehen wird.


Älteren Kindern und Jugendlichen, welche dann in erweiterten Sozialräumen unterwegs sind und Beziehungen zu Peers (Gleichaltrigen) aufbauen, gelingt dies sicherer, wenn sie darauf vertrauen können, dass sie in ihrer Familie sicher gebunden sind.


Oft bereiten die Loslöseprozesse Kindern und Jugendlichen mehr oder weniger große Schwierigkeiten, denn sie wollen/müssen gesehen werden, um dies zu bewältigen. Zum einen ist es wichtig, dass Eltern ihre Kinder gerade dann, wenn sie diese schwierigen Lebensübergänge erleben und gestalten, bewusst begleiten. Sie benötigen je nach Alter die Möglichkeit von altersgerechter Autonomie und verlässlicher Sicherheit in der Familie. Aber auch in den Reihen der Peers wollen und müssen sie wahrgenommen werden, um den Zugang dorthin zu finden.


Je besser wir im Dialog sind und es als Eltern schaffen, unseren Kindern Geborgenheit und Möglichkeiten zur Selbstentfaltung zu geben, desto sicherer gelingt Beziehungsaufbau außerhalb der Familie. Sei es in der Kindereinrichtung, der Schule, dem Sportverein oder einem kreativen Hobby - überall wollen/müssen Kinder und Jugendliche gesehen werden - um Freundschaften, Lerngruppen oder ähnliches eingehen zu können.


Und wie ist es mit uns Erwachsenen? Wir wollen auch gesehen werden - in all den sozialen Rollen, welche wir einnehmen. Selbst wenn wir als Single leben, sind wir Teil einer Familie - nämlich der Familie, welcher wir entstammen. Wollen wir von dieser gesehen werden? Sicher ist dies in den meisten Fällen so, denn wir wollen als Kinder unserer Eltern, dass diese stolz auf uns sind. Wir wollen zeigen, dass wir alles fürs Leben mitbekommen haben, um unseren ganz persönlichen Lebensweg zu meistern.


Als Paar oder Eltern wünschen wir uns um so mehr, mit unseren Bedürfnissen wahrgenommen zu werden, tragen wir doch als Paar füreinander und als Eltern zusätzlich für ein (oder mehrere) Kind(er) die Verantwortung. Also ist es völlig normal, sich auch von den Kindern oder dem Partner zu wünschen, gesehen zu werden.


In unserer Arbeitswelt wollen wir auch gesehen werden - als ernstzunehmende Arbeitskräfte, Führungskräfte, Selbständige, Unternehmer, Künstler oder Dienstleister. Achtung und Anerkennung steigern unser Selbstwertgefühl. Auch wenn wir unseren eigenen Wert gut kennen, braucht es doch das Gesehen werden, um in sozialer Interaktion zu wachsen.


Nicht jeder möchte/kann jedoch im Mittelpunkt - im Rampenlicht - an vorderster Front stehen. Deshalb geraten diese Menschen oft in den Hintergrund und werden kaum oder zu wenig wahrgenommen. Leider sind es zu oft auch Kinder, denen es so geht. Sie sind unscheinbar - und doch da! Und das ist unsagbar schmerzlich für sie und blockierend für deren Persönlichkeitsentwicklung.

Betrachten Sie noch einmal das Titelbild dieses Beitrages genau. Ist es nicht wunderschön? Ganz zart, nahezu unscheinbar, sieht man die feinen Blättchen des Mooses an dem zarten Stamm. Ganz oben die anmutigen Samen. In einem ganz besonderen Licht wahrgenommen wurde dieses Moos fotografiert, welches im Alltag zumeist einfach übersehen wird. So wie viele bewundernswerte Dinge in der Natur werden auch Menschen in ihrem sozialen Umfeld einfach nicht gesehen. Sie werden entweder als Person nicht wahrgenommen, bewusst oder unbewusst mit ihren Bedürfnissen ignoriert oder sogar bewusst ausgegrenzt.


Deshalb lassen Sie uns zukünftig ganz besonders die eher unscheinbaren, stillen oder zurückgezogenen Menschen in unserem sozialen Umfeld mit deren Bedürfnissen wahrnehmen. In den meisten Familien, Freundeskreisen oder Arbeitskollegien gibt es solch wertvolle Mitmenschen, seien es Kinder, Erwachsene oder Senioren, die eher unscheinbar am Rande stehen. Jede(r) einzelne von ihnen ist es wert, gesehen zu werden, egal wie unscheinbar sie/er auch sein mag. Eben weil diese Mitmenschen aus individuellen Gründen nicht an vorderster Front / im Mittelpunkt stehen, dürfen wir nicht vergessen, wie wertvoll jede(r) von ihnen ist.


Wenn Sie jemanden in Ihrer Familie / Ihrem sozialen Umfeld besser/anders wahrnehmen möchten oder vielleicht sogar selbst besser/anders wahrgenommen werden wollen, dann wenden Sie sich gerne an mich. Ich unterstütze Sie als Ihre persönliche Beraterin gerne dabei. Kontaktieren Sie mich unter kontakt@ah-beratung.coach oder über das Kontaktformular dieser Website.


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